top of page
manueldjung

Ein (verlängertes) Wochenende in... Island

36 Grad, Hitzewelle, keine Wolke zu sehen, man schmort im eigenen Saft. So ist das Wetter nicht in Island, so ist das Wetter im Rhein-Main-Gebiet. Wir entscheiden uns für eine Abkühlung und tauschen die Hitzewelle in Deutschland gegen ein verlängertes, kaltes und regnerisches Wochenende in Island.


Mitfoss Wasserfall
 

Vorbereitung: Reisezeit / Unsere Route


Reisezeit


Unsere Reisezeit: Anfang August. Warum? Weil Island während der Corona Pandemie kurzfristig die Einreise ohne PCR-Test für deutsche Staatsbürger erlaubt hat (neben Staatsbürgern aus Dänemark, Finnland und Norwegen. Andere EU-Bürger müssen einen Corona-Test und eine Quarantäne (bis das Testergebnis feststeht) über sich ergehen lassen. Alle anderen non-EU Staatsbürger dürfen nicht einreisen.


Ergo: Kleine Einreisehürde und hoffentlich wenig Menschen, in einem sonst von Touristen überlaufenden Land. Dazu sind die Tage im August noch recht lang und man kann die (kurze) Zeit voll ausnutzen.



Route


Knapp vier Tage vor Ort sind nicht viel. Aus dem Grund haben wir uns für den Klassiker "Golden Circle" und eine kleine Erweiterung in den Süden der Insel, bis zum Jökulsarlon Gletschersee, entschieden.


Unsere Route für 3,5 Tage Island

Unsere Route im Detail:


Tag 1 (Donnerstag):


Tag 2 (Freitag):


Tag 3 (Samstag):


Tag 4 (Sonntag)

  • Jökulsárlón See

  • Rückfahrt nach Reykjavik

  • Reykjavik

  • Rückflug



 

Unsere Reise in Langfassung


Tag 1 (Donnerstag):



Es ist schon komisch, wenn man am frühen Morgen bei ungefähr 25 Grad mit Winterjacke zum Flughafen fährt. Zu dem Zeitpunkt rede ich mir noch ein, daß ich die Winterbekleidung bei vorhergesagten 13 Grad auf Island nur gegen mein schlechtes Gewissen eingepackt habe und die Sachen wohl nicht brauchen werde. Hah! Wie naiv kann man denn sein! Bereits an Bord war es "leicht kühl". Wahrscheinlich wollte die Kabinenbesatzung die Passagiere über die 3,5 Stunden Flugzeit schon einmal akklimatisieren.


Kaum verlassen wir den Flughafen in Keflavik fallen sofort zwei Sachen auf: 1) Es ist kälter als gedacht (gut, daß ich die dicke Jacke eingepackt habe). 2) Scheinbar benötigt man in Island, außerhalb des Flughafenterminals, keinen Mund-Nasenschutz.



Nach einer mittellangen Wartezeit holt uns ein Fahrer von "Rent.is" ab und bringt uns zum Verleiher. Die Fahrzeugübergabe verläuft unkompliziert und schnell. Leider fällt uns erst später auf, daß der Kühlschrank nur während der Fahrt funktioniert. Da wir wenig Zeit in Island haben, entscheiden wir uns dazu mit dem defekten Kühlschrank weiter zu reisen.


Unser Zuhause für die nächsten Tage

Auf dem Weg zu unserem "Highlight des Tages" - der blauen Lagune - halten wir zunächst an einem Supermarkt und versorgen uns mit den wichtigsten Sachen für die nächsten Tage. Es wird hauptsächlich Pasta geben, denn wir haben nur einen Gaskocher mit einer Flamme. Haute Cuisine fällt demnach flach. An der Kasse fällt uns auf, wie teuer Island ist. Für einen Minieinkauf (Spagetti, 1 xTomatensauce, 1x Pesto, etwas Grillgemüse, 3x Skyr, 1x Milch und ein paar Chips) zahlen wir umgerechnet 40 EUR. Wie gut, daß wir ein paar Gewürze, Kaffee, Spülmittel und Schwammtücher mit aus Deutschland gebracht haben, zumal diese Dinger wenig Platz und Gewicht im Koffer benötigt haben.


Am Nachmittag erreichen wir die Blue Lagoon. Hierfür mussten wir im Vorfeld online Karten inkl. einem Time-Slot reservieren. In vielen Reiseführern liest man, daß man die blaue Lagune vergessen soll: Zu voll, zu touristisch, zu teuer. Trifft das zu? Ja! War es dennoch schön? Ja! Und ich würde immer wieder das Geld dafür ausgeben. Zugegebenermaßen waren durch die Corona-Pandemie offenbar auch weniger Menschen anwesend als sonst.



Frisch gebadet und geduscht machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Campground direkt am Thingvellir Nationalpark. Es ist schon spät und es wird langsam dunkel, als wir den Campingplatz erreichen. Das letzte Licht reicht gerade noch aus, um uns ein paar Nudeln zu kochen, den Camper einzuräumen und den Tag bei einem Kaltgetränk ausklingen zu lassen.


 

Tag 2 (Freitag):



Wir schlafen länger als gedacht. Nach einem kurzen Frühstück zahlen wir noch für den Stellplatz und fahren das kurze Stück zum Parkplatz des Thingvellir-Nationalparks. Von dort aus laufen wir längs der beiden zusammenkommenden eurasischen und der amerikanischen tektonischen Platten in Richtung Öxarárfoss. Kurze Anmerkung: Foss bedeutet Wasserfall und auf Island gibt es gefühlt hunderte Foss.



Die Reise führt mit dem Camper weiter in Richtung Brúarfoss. Und wie der Name schon sagt, ihr kennt es mittlerweile ja, es handelt sich hierbei um einen weiteren Wasserfall. Genauer gesagt liegen auf dem Weg zum Brúarfoss noch zwei weitere Wasserfälle. Die Gesamtstrecke vom Parkplatz bis zum Brúarfoss beträgt sieben Kilometer (Hin- und Rückweg zusammen) und dauert ca 2,5 Stunden. Der Weg selbst ist sicherlich kein Highlight und besteht nach kurzer Zeit aus einem schmalen Pfad mit vielen Pfützen und Büschen, die einem dem Weg versperren. Entsprechend wenig bis überhaupt nichts ist los. Uns begegnen während der Wanderung sechs weitere Personen.



Zurück an unserem Camper setzen wir erstmal die Bialetti auf und genießen am Fluß einen Kaffee. Im Anschluss geht es weiter zum Strokkur Geysir. Wir kommen gerade noch rechtzeitig an und können den Geysir, bzw. die Geysire bei leichtem Regen bewundern. Direkt neben dem Strokkur Geysir findet man den "Stóri Geysir"; den Namensgeber aller Geysire, denn "Geysir"bzw. "Geysa" ist isländisch und bedeutet soviel wie "herausspritzen". Der Ur-Geysir bricht allerdings nur noch selten aus. Öfter (ca. alle 10 Minuten) bricht dagegen der Strokkur Geysir aus und wirft eine 25-35 Meter hohe Wasserfontäne in die Luft.




Es regnet in strömen auf dem Rückweg zu unserem Auto. Wir freuen uns die nächsten Minuten bis zum Gullfoss Wasserfall im warmen und trockenen Camper zu sitzen. Und tatsächlich, dort angekommen hört der Regen auf.


Der Gullfoss zählt als einer der bekanntesten Wasserfälle in Island und besteht aus zwei Stufen, von denen die erste 11 und die zweite 21 Meter Höhe besitzt. Zu guter Letzt stürzt das Wasser noch einmal 70 Meter eine Klippe runter. Der Lärm und die Wassermassen sind beeindruckend. Pünktlich bei unserer Ankunft auf der Aussichtsplattform regnet es wieder in strömen und wir werden diesmal von allen Seiten nass.



Völlig durchnässt und dankbar, daß die Kamera diese Wassermengen mitgemacht hat, erreichen wir das Auto. Ich frage mich, ob ich nicht doch zu wenig lange Hosen eingepackt habe. Schließlich benötigen wir auch noch saubere Kleidung für den Rückflug. Mit trockenen Sachen fahren wir die längste Tagesetappe (45 Minuten) bis zum Kerið Krater-See.


Wir kommen um kurz vor 20 Uhr an. Normalerweise muss man für den Krater-See Eintritt bezahlen. Jedoch macht die freundliche Dame um 20 Uhr Feierabend und winkt uns einfach durch. Zugegeben, an einem grauen Tag hätte sich der Eintritt wahrscheinlich auch wenig gelohnt aber wenn man schon einmal in der Nähe ist...


Der Kerið Krater See

Müde nach einem langen Tag fahren wir die letzten Kilometer nach Selfoss (diesmal kein Wasserfall sondern eine Ortschaft), checken am Campingplatz ein, machen uns die obligatorischen Nudeln mit Tomatensauce und Grillgemüse und krabbeln anschließend in unsere Schlafsäcke.


 

Tag 3 (Samstag):



Aufgrund der Zeitverschiebung müssten wir eigentlich früh wach sein. Ist aber leider nicht so. Nach einem kleinen Frühstück und einer heißen Dusche machen wir uns auf in Richtung Seljalandsfoss. Die Fahrt dauert knapp eine Stunde.


Der Seljalandsfoss ist ein 66 Meter hoher Wasserfall im Süden des Landes. Das Besondere: Man kann hinter den Wasserfall laufen und durch den Wasserfall in die weite Landschaft schauen. Natürlich wird man auch hier durch die herabfallenden Wassermassen etwas nass, aber es hält sich noch in Grenzen. Leider konnten wir nicht zum Sonnenuntergang an diesem Ort sein, denn die untergehende Sonne liegt dann genau vor dem Wasserfall.


Direkt neben dem Seljalandsfoss liegt noch der Gljúfrabúi. Zu Fuß läuft man keine 10 Minuten von Wasserfall zu Wasserfall. Der Abstecher lohnt sich auf jeden Fall.