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manueldjung

Ein (verlängertes) Wochenende in... Jordanien

"Du hast die Wahl", sagte sie, "entweder Ägypten oder Jordanien". Kurz zuvor war eine ägyptische Maschine aufgrund eines möglichen Anschlags vom Himmel gefallen. Also suche ich im Internet vorrangig nach Jordanien.


Erster Stopp "Google-Maps". Jordanien liegt umringt von: Syrien (unstabile Sicherheitslage), Irak (unstabile Sicherheitslage), Saudi-Arabien (fragliche Sicherheitslage), Ägypten (unstabile Sicherheitslage), Westjordanland (schwierige Sicherheitslage) und Israel (angespannte Sicherheitslage).


Also zweiter Stopp "Auswärtiges Amt". Was ich da lese beruhigt und überrascht mich. Natürlich wird von Reisen ins Grenzgebiet zu Syrien abgeraten aber wir wollten sowieso nicht soweit in den Norden fahren. Auf der anderen Seite scheint Jordanien ein sehr stabiles Land mit guten Beziehungen zu Israel und den USA zu sein. Offenbar gibt es sogar eine US-Universität und ein Freihandelsabkommen mit den USA. Dazu scheint der König Abdullah II bin al-Hussein eine coole Socke zu sein. Die Entscheidung fällt demnach auf ein verlängertes Wochenende in Jordanien.



Unsere Reiseroute durch Jordanien

Ankunft in Amman und die Fahrt zum Toten Meer


Für uns geht es direkt aus dem Büro mit dem Shuttle-Bus an den Flughafen. Einchecken, Security, ab in den Flieger und vier Stunden "vorschlafen", denn wir kommen mitten in der Nacht in Amman an und müssen dann noch eine gute Stunde mit einem Fahrer zu unserem Hotel ans Tote Meer fahren.



Nach einer sehr kurzen Nacht genießen wir das warme Wetter und gehen zunächst eine Runde im Toten Meer baden. Schon irre, wenn man so auf dem Wasser schwebt. So toll das Gefühl aber auch ist, man sollte es tunlichst vermeiden Wasser ins Auge zu bekommen. Ja, natürlich, das ist ein Anfängerfehler der mir gewiss nie wieder passiert. Alle anderen sind jetzt vorgewarnt, denn es gibt nicht viel peinlicheres als vor den anderen Touristen den Heldentod zu sterben. Leider hatten wir nur wenig Zeit in dieser wunderschönen Oase. Unser Mietwagen wartete schon auf uns und damit auch die dreistündige Fahrt nach Petra.



Petra by Night & Day


Wir hatten noch keine Übernachtungsmöglichkeit in Petra gebucht, wollten aber beide in einem Beduinen-Camp übernachten. Der freundliche Mann am Petra Visitor Centre verkaufte uns zwei Karten für "Petra by Night", machte uns noch ein Zelt bei einem seiner Buddies klar und gab uns eine Restaurantempfehlung in der Nähe der Touristen-Information. Auch in dem Restaurant hatten wir eine sehr nette Bedienung. Scheinbar sind Jordanier ein nettes Völkchen. Wir waren mal wieder recht knapp von der Zeit und die Bedienung versprach uns, daß wir sicherlich nicht zu spät zu Petra by Night kommen würden, anderenfalls würde er persönlich eine Führung für uns veranstalten. ;-)


Insgesamt dauerte Petra by Night auch nicht allzugange. Wahrscheinlich dauerte der Weg zum beleuchteten Khazne al-Firaun länger als die ganze Show. Dennoch war es eine beeindruckende Stimmung. Überall waren kleine Lichter auf dem Boden, das Mausoleum war beleuchtet und ein Local spielte passende Musik. Die Gäste konnten sich auf Matten auf den Boden setzen und die Kulisse auf sich wirken lassen. Ein sehr schönes Erlebnis!




Tatsächlich hat nach der Show auch der Kumpel von unserem neuen Freund an der Touri-Info auf uns gewartet und wir fuhren gemeinsam in das Seven Wonders Bedouin Camp. Am nächsten Morgen ging es für uns recht früh nach Petra, diesmal "by Day".



Man erreicht die Felsenstadt durch eine enge, 1.5 Kilometer lange Passage aus Felsgestein ("Siq" genannt). Der Weg an sich ist nicht wirklich ein Highlight, jedoch steht man plötzlich und unvermittelt direkt vor dem berühmtesten aller Gebäude, dem Khazne al-Firaun. Und schon ist es voll mit Menschen. Wir entscheiden uns dafür die klassischen Fotos zu machen und zügig das Weite zu suchen.




Je weiter man sich von Khazne al Firaun entfernt umso ruhiger und leerer wird es wieder. Tatsächlich ist Petra wesentlich größer und weitläufiger als wir dachten. Abseits der Hauptpfade sind fast keine Menschen mehr anzutreffen und man kann in Ruhe die einzelnen Forschungs- bzw. Ausgrabungsstellen begutachten. Ein Traum für ein einen verkappten Archäologen!


Wir haben uns kurzerhand dafür entschlossen auf den ca. 1,6 Kilometer langen und mit ungefähr 800 Stufen anstrengenden Weg zum Kloster "Ad Deir" zu machen. Der Weg hat sich definitiv gelohnt. Auch hier war es vergleichsweise leer und zugegebenermaßen hat mir "Ad Deir" sogar besser gefallen als das berühmte "Khazne al-Firaun".



Nachdem wir den ganzen Tag in Petra verbracht und einige Kilometer gewandert waren, haben wir uns für eine weitere Nacht im Seven Wonders Camp entschieden.



Wadi Rum


Dieser Kurztrip ist nichts für Langschläfer. Wir stehen am nächsten Morgen wieder früh auf, denn uns erwartet eine zweistündige Fahrt nach Wadi Rum.


Viele werden Wadi Rum sicherlich aus diversen Filmen, darunter unter anderem "Lawrence von Arabien", "Star Wars" und "Der Marsianer" kennen. Immer dann, wenn Szenen eines Marsähnlichen Planeten gebraucht werden, ist eine Filmcrew in Wadi Rum anzutreffen.


Natürlich haben wir auch hier mal wieder keine Unterkunft gebucht und kümmern uns vor Ort um ein Platz in eine Tour inkl. Übernachtung in einem weiteren Beduinen Camp. Wie sich herausstellte hatten wir einen etwas verrückten - wenn auch sehr netten - Fahrer, der O-Ton "Magic" dabei hatte und, ebenfalls O-Ton, "ein bad Muslim" ist. Magic stellte sich dann später als eine Art Ouzo raus und unser Fahrer trank fleißig mit. Naja, was soll hier schon schief gehen. Verkehrshindernisse gibt es ja kaum in einer Wüste, bzw. kann man die Berge auch mit 0,8 Bar auf dem Kessel nicht übersehen.




Unser Fahrer chauffierte uns den ganzen Tag durch die Wüste zu sehr beeindruckenden Plätzen. Natürlich durfte auch eine Dünenabfahrt auf einem Snowboard nicht fehlen. Tatsächlich habe ich das erste Mal in meinem Leben auf einem Snowboard gestanden. Wenn Schnee nicht so ekelhaft kalt wäre, dann könnte ich mir das sogar nochmal vorstellen. Ein Highlight war das von unserem Fahrer selbst zubereitete Essen in einer Felsspalte, Mitten in der Wüste.




Pünktlich zum Sonnenuntergang hat sich unser Fahrer dann natürlich noch im Sand festgefahren. Anstatt den Sonnenuntergang zu genießen haben wir also versucht die Karre aus den Sand zu ziehen. Aus den Augenwinkeln war das aber ein sehr schöner Sonnenuntergang. Zum Glück konnte ich noch zwei, drei Fotos machen.



Zum Abschluss sind wir in ein nahe gelegenes Camp gefahren, wo es noch ein Abendessen und etwas Musik gab. Zeltlagerstimmung kam auf, denn in dem Camp gab es nur begrenzt Wasser (Wasser muss regelmäßig mit einem LKW angekarrt werden) und Strom gab es ebenfalls nur begrenzt. Dafür durfte wer wollte seine Matratze aus dem Zelt holen und direkt im Freien unter dem Sternenhimmel schlafen. Selten habe ich einen so schönen, klaren Sternenhimmel gesehen.




Am nächsten Morgen hat uns dann auch schon unser Fahrer wieder zurück zu unserem Auto gebracht. Für uns ging es langsam wieder zurück nach Amman.






Freudiges Wiedersehen und Al-Karak Castle


Auf dem Rückweg hielten wir auf einem Hotelparkplatz, in der Hoffnung dort einen Kaffee zu bekommen. Begrüßt wurden wir durch einen Sicherheitsmann, der uns leider mitteilen musste, daß er der einzige Mensch auf dem Anwesen war. Das Hotel hatte aufgrund des Touristenmangels temporär geschlossen. Kaffee gibt es deshalb auch nicht. Er würde uns aber gerne in oder vor seinem Wärterhäusschen auf einen Tee einladen. Wir konnten nicht so schnell schauen wie der Mann ein paar Stühle für uns aufgestellt hatte. Wie sich herausstellte (ich muss zugeben, ich kann mir keine Gesichter merken), war der Sicherheitsmann gleichzeitig auch unsere Bedienung zwei Abende zuvor in Petra. Welch freudige Überraschung. Wir diskutierten über Jordanien, Europa, die aktuelle Flüchtlingskrise im angrenzenden Syrien und versprachen in Europa Werbung für Jordanien zu machen. Was ich an dieser Stelle nochmal ausdrücklich machen möchte! Nicht nur, daß Jordanien ein recht sicheres Land ist und die Menschen dort unfassbar freundlich sind, wir sind alle Strecken selbst gefahren und haben uns nicht einmal unwohl gefühlt.


Auf unserem Rückweg legten wir noch einen Stopp in Kerak-Castle ein, eine alte Kreuzritterburg. Sicherlich mal ganz nett zu sehen, wer es aber eilig hat, der verpasst auch nicht all zu viel.


Nach einem kurzen Abendessen machten wir uns wieder zurück in Richtung Amman. Unser Rückflug ging um 03.20 Uhr in der Nacht, weshalb wir uns in Madaba unweit des Flughafens ein Zimmer genommen haben, um noch ein paar Stunden Schlaf vorzuholen. Nach rund viereinhalb Stunden landeten wir früh am Morgen in Frankfurt und fuhren direkt vom Terminal zurück ins Büro. Der Alltag hatte uns wieder.


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