Mein Arbeitgeber suchte Freiwillige für einen zweiwöchigen "Feuerwehreinsatz" in Indien. Zu diesem Zeitpunkt belief sich meine Indienerfahrung hauptsächlich auf indisches Essen und auf einen Ultra-Kurztrip nach Delhi von 22 Stunden. Da mir sowohl das indische Essen als auch Gurugram (ehemals Gurgaon) gefallen haben, meldete ich mich freiwillig, zwei Wochen in Indien zu verbringen.
Eine alte Pilotenweisheit besagt: „Proper planning prevents (piss) poor performance“. Also: Vorbereitung ist alles! Darum habe ich mir im Vorfeld Ratschläge von Freunden und Bekannten geholt, Blogs gelesen (an der Stelle einen Gruß an meinen ehemaligen Kollegen Tobi und seinen Indien Blog (Link)) und mich etliche Male gefragt, nach wie vielen Tagen in Indien ich wohl mit einem Magen-Darm-Infekt flachliegen werde. Entsprechend groß war mein Koffer gefüllt mit Business- und Freizeit-Klamotten, technischem Equipment und vor allem der Reiseapotheke inkl. einer großen Anzahl an Kohletabletten, Tabletten gegen Übelkeit, Desinfektionsmitte, etc. pp. Vorsicht ist ja bekanntlich besser als Nachsicht.
Auf nach Indien! Ankommen und erste Eindrücke
04. März, in Deutschland geht der Winter langsam zu Ende, dennoch ist es kalt. Ich freue mich, in ein paar Stunden das warme Indien zu erreichen. Nach einem kurzweiligen Flug komme ich dort an, wo ich das Jahr zuvor schon einmal war: Im Terminal 3 des Indira Gandhi International Airport. Dunkel erinnere ich mich an die Wege und an die Grenzkontrolle. Allerdings haben die indischen Behörden mittlerweile das neue e-Visum eingeführt und so muss ich mich doch an einer anderen Stelle anstellen als beim letzten Mal. Die Schlange für das e-Visum ist leider länger als die Schlange ohne e-Visum, weshalb die Einreise eine halbe Ewigkeit dauert. Dazu sind die indischen Beamten nicht gerade die schnellsten, es ist warm, stickig und mitten in der Nacht. Achja, die Vielzahl an übermüdeten, schreienden Kinder hätte ich fast vergessen. Halleluja, welcome to India!
Am frühen Morgen erreiche ich mein Hotelzimmer und bin froh nicht direkt ins Büro zu müssen. Nach einer Mütze Schlaf verbringe ich den Tag mit Ankommen und treffe mich mit meinen Kollegen zum Abendessen. Glücklicherweise habe ich ein Hotel in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Shopping-Mall mit angeschlossenen Supermarkt und Restaurants gewählt. Es mangelt also nicht an Möglichkeiten.
Zum Arbeitsalltag kann und möchte ich an dieser Stelle nicht viel schreiben, es sei nur so viel gesagt: Das Essen in der Kantine ist der Hammer! Für ein solch leckeres Essen bezahlt man in einem indischen Restaurant in Deutschland ein halbes Vermögen - zugegeben, da sind dann die Teller etwas schöner.
Das goldene Dreieck
Zwischen den beiden Wochen Arbeit habe ich ein freies Wochenende, das ich auf keinen Fall im Hotel verbringen möchte. Kurz spiele ich mit dem Gedanken von Delhi nach Goa zu fliegen und die freien Tage am Strand zu verbringen. Doch die Flugzeiten sind suboptimal und es reizt mich mehr über die indische Kultur zu erfahren, zumal ich ganz in der Nähe des berühmten Taj Mahal bin. Aus dem Grund entscheide ich mich zusammen mit einem Kollegen für einen Wochenendausflug nach Agra und Jaipur.
David, mein Kollege aus Deutschland, hat die Tour mit Fahrer und Guide gebucht und ich kann mich glücklicherweise dranhängen. Im Nachhinein eine gute Entscheidung, denn so konnten wir miteinander sprechen und es war nicht so anstrengend wie eine Tour alleine.
Unsere Planung für das goldene Dreieck sieht wie folgt aus:
Freitag: Fahrt nach Agra
Samstag: Taj Mahal | Red Fort | Fahrt nach Jaipur
Sonntag: Palast der Winde | Amber Fort | Jantar Mantar | Fahrt zurück nach Gurugram
Dazu hat unsere Agentur uns Zimmer in diesen Hotels reserviert:
Unser Guide und unser Fahrer holen uns zum Feierabend direkt im Büro ab und fahren mit uns in einem Rutsch bis Agra. Wobei, was heißt in einem Rutsch? Wir müssen vom südlich gelegenen Gurugram zunächst nach Norden in Richtung Delhi. Die Straßen sind voll und wir brauchen für die ersten Kilometer fast 1,5 Stunden. Von Delhi aus geht es wieder in Richtung Süden nach Agra. Dort angekommen, checken wir im Hotel ein und haben eine kurze Nacht, da wir zum Sonnenaufgang zum TaI Mahal möchten. Leider ist das Zimmer im Keller fensterlos, verdammt hellhörig und im Hotel feierte eine Hochzeitsgesellschaft. Entsprechend gerädert und zerknittert stehe ich um vier Uhr wieder auf.
Samstag: Taj Mahal zum Sonnenaufgang
Programmpunkte:
Taj Mahal | Red Fort | Fahrt nach Jaipur
Angekommen am Eingang vom Taj Mahal begegnet uns bereits eine riesige Schlange von Menschen aus aller Welt. Laut unserem Guide sind das noch wenige. Na dann will ich nicht wissen, was er unter vielen Menschen versteht. An dieser Stelle sind wir unserem Guide sehr dankbar, er schnappt uns und geht mit uns dreist an der Warteschlange vorbei. Kurzer Plausch mit der Security am Eingang und schon sind wir drin (Natürlich mit Eintrittskarte).
Das Taj Mahal erwartet uns bei einem traumhaften Sonnenaufgang. Dazu erklärt uns unser Guide den Hintergrund des Gebäudes.
Exkurs: Hintergrund des Taj Mahal
Das Taj Mahal wurde vom muslimischen Großmogul Shah Jahan als Mausoleum für seine Frau Mumtaz Mahal gebaut, die bei der Geburt ihres 14. Kindes starb. Wohlwissend, daß sie die Geburt nicht überleben wird, formulierte sie vier Wünsche an ihren Mann:
1) Er soll ihr eine Grabstätte bauen, die einmalig in der Welt ist
2) Er soll erneut heiraten
3) Er soll alle Kinder, egal ob männlich oder weiblich, gleich und vor allem gut behandeln
4) Er soll ihr Grab an ihrem jährlichen Todestag besuchen
Der Schah hat seine Versprechen wohl eingehalten. Das Taj Mahal ist eines der beeindruckendsten Gebäude der Welt und offenbar hat er auch seine Kinder gut behandelt. Während es zu der Zeit üblich war, daß der Sohn eines Tages seinen eigenen Vater ermordet, um dessen Platz einzunehmen, hat der Sohn von Shah Jahan seinen Vater "lediglich" in ein Gefängnis gesperrt. Sogar der Wunsch von Shah Jahan, daß er von seinem Gefängnis auf das Taj Mahal und damit auf das Grab seiner Frau blicken kann, wurde ihm gewehrt.
Besserwisserfakten zum Taj Mahal:
Größe: 57x57x68 Meter (LxBxH)
Bauzeit: 1631-1648
Gebaut von über 20.000 Handwerkern mit der Hilfe von über 1000 Elefanten
Je später es wird, desto voller wird es am Taj Mahal. Deshalb entschließen wir uns zum Hotel zurückzukehren, dort zu frühstücken und weiter zum "Roten Fort" zu fahren.
Das Rote Fort ist eine Festungs- und Palastanlage westlich des Taj Mahal. Hier wurde Shah Jahan mit einem Blick auf das Taj Mahal unter Hausarrest gestellt. Besonders beeindruckend sind die großen Räume aus Mamor mit eingelassenen Glas und Halbedelsteinen.
Vor uns liegen noch fünf Stunden Fahrt nach Jaipur. Wir sind froh, bei den steigenden Temperaturen im klimatisierten Wagen zu sitzen. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichen wir einen hinduistischen Tempel "Birla Mandir". Die indische Großindustriellen Familie Birla baut über ihre Stiftung eine Vielzahl an Tempeln und Schulen in Indien.
Der Birla Mandir Tempel in Jaipur ist den beiden hinduistischen Göttern "Lakshmi" (Göttin der Liebe, des Wohlstands und der Gesundheit) und "Vishnu" (Gott der Erhaltung) gewidmet. Unser lokaler Guide erzählt uns einiges zu den hinduistischen Göttern, u.a. seine Erkenntnis zur Dreifaltigkeit (siehe Exkurs).
Exkurs: Die hinduistische Dreifaltigkeit und Gott
Im Hinduismus findet man ebenfalls eine Art Dreifaltigkeit, bestehend aus drei Göttern mit drei Aufgaben für die Welt:
1) "Brama", Gott der Schöpfung (englisch Generator)
2) "Vishnu", Gott der Erhaltung (englisch Operator)
3) "Shiva", Gott der Zerstörung (englisch Destroyer)
Wer nun die ersten Buchstaben der englischen Aufgaben zusammensetzt kommt zu einem Wort: God
Daran kann man nun glauben oder nicht, unser Guide ist aber sichtlich stolz darauf, uns davon zu berichten.
Zum Ende des Tages bringen uns unser Guide und unser Fahrer ins Hotel. Auf dem Weg dorthin versuchen David und ich die Eindrücke des Tages auch nur ansatzweise zu verarbeiten. Wir haben beeindruckende Gebäude aber auch große Armut am Straßenrand gesehen. Auf den letzten Metern zum Hotel erleben wir noch einmal das laute, hektische und volle Indien. Uns wird das in dem Moment beiden etwas zu viel und wir entschließen uns den Abend gemütlich bei einem Abendessen im Hotel zu verbringen.
Das "Laxmi Palace" Hotel in Jaipur (Link) kann ich durchaus empfehlen. Die Zimmer sind groß und absolut sauber, das Personal nett und das Essen ist lecker.
Sonntag: Jaipur
Programmpunkte:
Palast der Winde | Amber Fort | Jantar Mantar | Fahrt zurück nach Gurugram
Am nächsten Tag werden wir von unserem Guide und unserem Fahrer wieder im Hotel abgeholt. Auf dem Weg zum Amber Fort fahren wir am Palast der Winde (Hawk Mahal) vorbei. Der Palast wurde 1799 erbaut, ist fünf Stockwerke hoch und nur acht Meter tief. Das Gebäude diente ausschließlich dazu, den Haremsdamen des Maharadschas unentdeckt das Treiben auf der Straße zu beobachten, vor allem an den Festumzügen an religiösen Festtagen. Leider kann man den Palast nur von außen betrachten.