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manueldjung

Reisen in Corona Zeiten

Hallo Lieblingskoffer, lange nicht mehr gesehen! Ich dachte schon du bist bereits vollends eingestaubt, schließlich habe ich dir seit mehreren Monaten nicht mehr die große weite Welt zeigen dürfen. Eine weltweite Pandemie hat unsere Reiseplanung 2020 ziemlich über den Haufen geworfen. Aber nun wird es Zeit, daß du mal wieder den Innenraum eines Flugzeugs siehst!



Mittlerweile sind knapp 15 Jahre vergangen, als ich das letzte Mal in Rom war. Zugegebenermaßen habe ich Italien auch nach dem WM Spiel 2006 gegen Australien über ein paar Jahre gemieden, aber das ist eine andere Geschichte. Normalerweise ist Rom von Touristen aus der ganzen Welt völlig überlaufen. Ein Großteil der Touristen dürfen aktuell jedoch nicht in die EU einreisen und viele Europäer trauen sich noch nicht in ein Flugzeug zu steigen. Meine Idee war also so schnell wie möglich einen Flug nach der Grenzöffnung zu ergattern und durch die hoffentlich leeren Straßen von Rom laufen.



Reisen mit Maske


18. Juni 2020, seit drei Tagen sind ein Großteil der Grenzen innerhalb der EU wieder für Reisende geöffnet. Unser Flug geht morgens um 07.15 Uhr ab Frankfurt. Das bedeutet früh aufstehen. Wir nehmen die Bahn um 05.30 Uhr in Richtung Flughafen. Ab diesem Zeitpunkt, bis zur Ankunft in der Innenstadt von Rom unter Berücksichtigung von S-Bahn, Flugzeug, Regionalbahn und Straßenbahn, müssen wir die ganze Zeit die Maske tragen. Ich bin bereits an der Konstabler Wache von dem Ding genervt und frage mich, wie man das durchhalten soll. Auffällig war auch, daß von den fünf Fahrgästen in der S-Bahn drei ihren Mund-Nasenschutz nicht richtig getragen haben. Noch auffälliger war es, daß von den dreien wiederum zwei Bundespolizisten waren. Gerade von denen könnte man doch erwarten, daß sie die Regeln befolgen, oder?


Angekommen am Flughafen mussten wir erstmal unseren Koffer aufgeben. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal einen Koffer für einen Kurztrip aufgeben musste, aber in Zeiten von Corona ist pro Passagier nur ein Handgepäck erlaubt. Da ich die große Kamera und mehrere Objektive eingepackt habe, muss ich aufgrund von Platzmangel tatsächlich einen großen Koffer einchecken.


Am Flughafen Frankfurt ist "Pantalones Muertos" (tote Hose) angesagt. Es ist kein Problem die Sicherheitsabstände am Check-in und an der Security einzuhalten. Sogar die Angestellten an der Sicherheitskontrolle waren zur Abwechslung mal freundlich. Ich bin hochgradig irritiert.


Lufthansa hat zum 15. Juni wieder zwei tägliche Flüge von Frankfurt nach Rom ins Programm aufgenommen. Auch wenn viele sich noch nicht trauen in ein Flugzeug zu steigen, so ist der Flieger offenbar gut gebucht. Am Gate wird es schwieriger die Abstände einzuhalten, da nützen auch die wenigen grünen Bodenmarkierungen vom Fraport nichts. Beim Boarding herrscht natürlich wie immer Chaos. Es ist mir ein Rätsel, warum die Menschen am Flughafen offenbar ihr Gehirn ausschalten und sich beim Beginn des Einsteigeprozesses press vor die Boarding-Gates stellen und somit den Weg für die Passagiere versperren, die zum Boarden aufgerufen wurden.




Fliegen mit Maske


Beim Boarding erhielten alle Passagiere von der Crew Desinfektionstücher und im Flieger achteten die Flugbegleiter penibel darauf, daß die Gäste ihre Maske trugen. Passagiere, die ihre Maske nur über den Mund gezogen hatten, wurden freundlich aber bestimmt dazu aufgefordert Mund UND Nase zu bedecken. Während des Fluges gab es einen reduzierten Service was bedeutet, es gab keine Snacks und keine Getränkeauswahl. Dafür hat jeder Passagier eine Flasche Wasser während des Fluges bekommen. Auf einem 1,5 Stunden Flug völlig ausreichend. Ansonsten war der Flug wie immer. Ich persönlich habe mich zu keiner Zeit unsicher gefühlt aber das ist mein subjektives Empfinden.



Maske in Italien


Auch im Flughafen Leonardo DaVinci herrscht Maskenpflicht. Erst als wir den Flughafen verlassen, hatten wir kurz Zeit an der frischen Luft die Maske kurz abzunehmen. Dabei fiel auf, daß die Italiener im Gegensatz zu uns in Deutschland ihre Maske auch im Freien tragen. In den Flughäfen und im öffentlichen Personennahverkehr herrscht Maskenpflicht, woran sich auch alle halten. Leider gibt es auch in Italien Unbelehrbare, die von den tausenden Toten im Norden des Landes offenbar nichts mitbekommen haben und die Maske nur bis über den Mund tragen. Das trifft sogar auf reisende Mönche zu. Scheinbar schützt Zölibat vor Covid-19.


Auch in der Stadt tragen viele Römer in der Öffentlichkeit einen Mund-Nasenschutz, es herrscht dazu aber keine Pflicht. Verpflichtend ist es allerdings beim Besuch der Vatikanischen Museen, des Petersdoms (inkl. Kuppel), sogar im Forum Romanum obwohl man sich hier ausschließlich im Freien bewegt.


Wenn's hilft....

Wegen des Virus muss man aktuell Tickets für die Vatikanischen Museen und für das Forum Romanum im Internet vorbestellen. Da bislang nur wenige Touristen in der Stadt sind, ist das auch noch kurzfristig möglich. Tickets für die Vatikanischen Museen hatten wir eine halbe Stunde vor Beginn gebucht, Forum Romanum ist etwas limitierter, hier empfiehlt sich eine Buchung gut einen Tag im Voraus.


Kleiner Tipp: Reserviert die Karten am Besten direkt auf der Website des Vatikans (http://m.museivaticani.va). Wir hatten den Fehler gemacht und die Tickets über GetYourGuide gekauft (Kombiticket bestehend aus Vatikanische Gärten + Vatikanische Museen + Sixtinische Kapelle). Die Wegbeschreibungen zur Abholung der Tickets waren in der Bestätigungsemail so widersprüchlich, daß wir die Karten nicht rechtzeitig abholen konnten. Dazu vertreibt GetYourGuide Tickets für Touren, welche laut dem Vatikan nicht mehr existieren. Für die drei Sehenswürdigkeiten muss man mittlerweile zwei einzelne Tickets buchen (1 x Vatikanische Gärten und 1 x Museen inkl. Sixtinische Kapelle).



Hotelerfahrung in Rom unter Corona-Bedingungen


Wir haben das Hotel (Lh Royal Suites) mal wieder kurz vor knapp gebucht. Um genau zu sein, erst als wir bereits im Flieger saßen und die Türen geschlossen wurden. Kaum in Rom angekommen hatte ich schon eine sehr freundliche Email vom Hotelmanagement, wann wir denn ungefähr erscheinen würden. Wie sich herausstellte waren wir in dem kleinen Hotel mit acht Zimmern die einzigen Gäste. Aus dem Grund war auch der Empfang nicht durchgängig besetzt.


Wir wurden von Vincenzo sehr freundlich mit Maske, einem Wasser sowie einem Café begrüßt. Dazu nahm er sich viel Zeit, um uns auf einer Karte die Sehenswürdigkeiten zu zeigen, Restaurantempfehlungen zu geben und mit uns die Frühstückszeit für den nächsten Tag auszumachen. Falls wir fragen hätten, könnten wir ihn jederzeit per Email oder WhatsApp erreichen. Anschließend hatten wir das komplette Hotel für uns alleine.


Unser Zimmer war blitzblank geputzt. Selten habe ich so ein sauberes Zimmer auf meinen vielen Reisen erlebt wie dieses. Dazu hatte das Zimmer eine unfassbar schöne Decke (siehe Bilder unten). Alles in allem kann ich das Hotel absolut empfehlen. Perfekte Lage in der Innenstadt bei einem sehr guten Preis-/Leistungsverhältnis und super nettes Personal. Einzig die quietschende Straßenbahn vor der Villa hat auf Dauer etwas genervt.




Fazit


Reisen unter Corona-Bedingungen ist sicherlich gewöhnungsbedürftig. Man hat Einschränkungen und muss eine auf Dauer unbequeme Maske tragen. Während der Flüge habe ich mich aufgrund der Druckkabine sogar sicherer gefühlt als in den anderen Verkehrsmitteln. Das Hotel war klinisch rein, bei allen Sehenswürdigkeiten und in allen Restaurants konnte man sich die Hände desinfizieren. Eine Stadt wie Rom einmal ohne Menschenmassen zu erleben war ein wahrscheinlich einmaliges Erlebnis. In Summe sind die Einschränkungen ertragbar, die Verkehrsmittel nicht unsicherer als eine Bahnfahrt innerhalb Deutschlands und die Tourismusindustrie braucht dringend Reisende. Aus dem Grund plane ich jetzt schon wieder die nächste Reise ins Europäische Ausland.


Pantaloni morti in Vaticano

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