Irgendwann kannten uns alle Flughafenmitarbeiter und wir waren in der Phase der Akzeptanz angekommen: Unser Gepäck wird vielleicht mit dem nächsten Flieger kommen. Vielleicht aber auch nicht. Dabei hat bis Doha doch alles so gut geklappt.
Es ist der 31.12.: Wir wollen von Frankfurt via Doha nach Colombo. Die Flieger sehen heute für uns laut der Dame am Check-in gut aus und wie sich herausstellt, sind wir tatsächlich sehr wenige Passagiere auf dem Teilstück nach Doha. Klar, wer will auch schon an Silvester weg.
Ankunft in Doha im wahrsten Sinne um fünf von zwölf. Jetzt aber schnell. Wir haben extra zwei Piccolöchen im Duty Free gekauft und stoßen mit Papp-Zahnputzbecher von Bord an. Dann geht es auch schon weiter zum Anschluss-Gate.
Schlechte Nachrichten erwarten uns: Der Anschlussflug sieht doch nicht so gut aus, wie es die Dame in Frankfurt gesagt hat. Es gibt 24 Standby-Passagiere bei null freien Plätzen und Glückwunsch: Wir sind Nummer 23 und 24 auf der Standby-Liste. Glücklicherweise waren wir schon im Transitbereich, denn die anderen 22 Standbys wurden schon vor der Sicherheitskontrolle nach Hause geschickt. Also was machen? Hotel in Doha suchen? Abwarten? Es morgen erneut versuchen? Wir entschieden uns für's Abwarten.
Kurz bevor der Flug geschlossen wurde fehlten noch immer 50 Passagiere von diversen Zubringerflügen. Wir begannen jeden hereineilenden Passagier zu zählen, verloren aber bald den Überblick. Es sah immer schlechter für uns aus. Zu guter Letzt fehlten noch zwei Passagiere aus der Schweiz, die zwar angeblich gelandet aber auf dem Weg zum Anschlussgate irgendwie verschollen sind. Böse Zungen würden behaupten, daß die Schweizer ja noch nie die Schnellsten waren... Kurz darauf ertönte das unverkennbare Geräusch eines Nadeldruckers. Die Passagierliste wurde gedruckt und der Flug geschlossen!
Tatsächlich hatten wir Glück, wir bekamen die zwei letzten Plätze an Bord. Und sogar handgeschriebene Bordkarten, weil das Personal den Flug schon geschlossen hatte. Allerdings wurden wir darauf hingewiesen, daß unser Gepäck aufgrund der knappen Zeit wohl nicht mehr verladen wird. Das Gepäck würde aber "sicherlich mit dem nächsten Flug in 8 Stunden" nachkommen. Egal. Hauptsache wir kommen mit, also ab an Bord!
Das Gepäck der beiden vermissten Schweizer wurde abgeladen und wir hatten Hoffnung, daß bei dem Vorgang unser Gepäck geladen wird. Also zurücklehnen und den Flug genießen. Wenn auch mit einem Downgrade...
Angekommen in Colombo ging es direkt zum Gepäckband und das Warten begann. Natürlich war unser Gepäck nicht an Bord. Also warten auf den nächsten Flieger. 8 Stunden sind zu überbrücken. Wer schon einmal in Colombo am Flughafen war, der weiß, daß dieser Airport eher zu den - nett ausgedrückt - kleineren Flughäfen der Welt gehört. Und natürlich gab es nach der Einreise und vor dem Ausgang kein Café oder ähnliches. Außer ein paar Sitzbänke gab es genau genommen nichts. Wie soll man hier 8 Stunden aushalten?
Der nette Herr vom Zoll (oder für wen auch immer er gearbeitet hat, zumindest hatte er eine Uniform an) sage uns, wir können auch in den öffentlichen Bereich vom Terminal gehen und dort einen Kaffee trinken. Selbstverständlich würde er uns auch wieder zum Gepäckband lassen, wenn wir zurückkommen. Gesagt getan. Endlich raus, endlich einen Kaffee nach einem Nachtflug mit wenig Schlaf. Nur zurück zum Gepäckband sind wir leider nicht gekommen. Der freundliche Mann war nirgendwo zu sehen und sein Kollege wollte uns nicht rein lassen. Uns würde ein Formular fehlen, welches man am Terminal 1 beantragen könnte.
Zwischen den Terminals (wobei Terminals wirklich zu viel gesagt ist) war ein kleines Büro mit drei Angestellten. Wie sich herausstellte, gab es dort die Formulare und drei Menschen wurden für den Akt der Bürokratie bezahlt. Einer zur Ausgabe des Formulars, einer zur Annahme des Formulars und ein Supervisor zum Abstempeln des Formulars. Naja, auch eine Möglichkeit Menschen zu beschäftigen...
Nach dem Kaffee und dem Formular wurden wir wir endlich wieder hereingelassen und mussten weitere 4 Stunden überbrücken. Irgendwann kannten uns schon die Putzfrauen und wir wurden mit einer Mischung aus Mitleid und Freundlichkeit jedes Mal gegrüßt. So sauber der Flughafen auch ist, so unbequem sind allerdings auch die Sitzbänke.
Nach sage und schreibe acht Stunden ist die nächste Maschine gelandet. Also ab ans Gepäckband und auf "Gewinne" beim Kofferroulette warten. Wir hatten Glück, tatsächlich war unser Gepäck an Bord. Ich glaube, ich habe mich bis zu diesem Tag noch nie so auf mein Gepäck gefreut (ein paar Jahre später sollte das Glücksgefühl jedoch noch getoppt werden).
Also mit dem Gepäck zum Kofferservice, wieder diverse Formulare ausfüllen, Zollerklärung, zig Unterschriften und Stempel (Stempel scheinen ein Statussymbol in Sri Lanka zu sein) einsammeln und endlich raus zu unserem Fahrer. Fertig und übermüdet steigen wir ins Auto und lassen uns drei Stunden bis nach Kandy fahren. Was ein Ritt und was für ein Neujahrstag!
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